Hallo nochmal allerseits,
Unsere Statistiken liegen zwar oft bei 100%, aber in Sachen Übersetzungsqualität sehe ich viel Luft nach oben.
Da kann ich dir uneingeschränkt zustimmen. 100% sind beeindruckend, aber wenn die Übersetzung keinen Regeln folgt, haben die Benutzer nicht viel davon. Allerdings haben wir auch gar keine eigenen Regeln... Ich habe immer versucht, die Gnome-Regeln anzuwenden (die z.B. auch von Ubuntu adoptiert wurden), das sollte OK sein, aber festgeschrieben ist es offensichtlich nirgends. Sollten wir das mal nachholen?
Mario, damit rennst du bei mir offene Türen ein.
Wir arbeiten im Übersetzungsteam bei Red Hat gerade an etwas Ähnlichem: ein konsolidierter Style Guide für deutsche Software-, Dokumentations- und Marketingübersetzungen. Dazu wollten wir auch an die Communitys herantreten (hauptsächlich Fedora und Gnome), um deren Input einzuarbeiten, wo es geht. Ich hoffe, dass wir uns auf weite Teile einigen können. Je mehr wir die Übersetzungen vereinheitlichen können, desto besser für die Benutzer.
Wir haben diese Aufgabe gerade erst begonnen und sind noch nicht einmal über die grobe Struktur für alle Sprachen hinaus. Ich habe deshalb noch nichts, was ich euch konkret zeigen könnte. Aber da das Thema schon einmal auf dem Tisch ist, wollte ich es doch erwähnen.
Ich denke, in den nächsten 3-4 Monaten kann ich dem deutschen Fedora-Team einen ersten Entwurf zeigen, den wir dann in Zusammenarbeit weiter ausarbeiten werden. Spätestens innerhalb eines Jahres sollten wir dann den finalen Style Guide haben.
Was meint ihr?
Viele Grüße, Hedda
Hallo Hedda,
Am 12.08.2014 02:55, schrieb Hedda Peters:
[...] Wir arbeiten im Übersetzungsteam bei Red Hat gerade an etwas Ähnlichem: ein konsolidierter Style Guide für deutsche Software-, Dokumentations- und Marketingübersetzungen. Dazu wollten wir auch an die Communitys herantreten (hauptsächlich Fedora und Gnome), um deren Input einzuarbeiten, wo es geht. Ich hoffe, dass wir uns auf weite Teile einigen können. Je mehr wir die Übersetzungen vereinheitlichen können, desto besser für die Benutzer.
Das ist auf den ersten Blick eine gute Idee. Aber in welcher Form und auf welchem Level dürfen Communities hier tätig werden? Sind es lediglich Beiträge, die von RedHat entweder wohlwollend eingearbeitet oder eben missbilligend abgelehnt werden, oder dürfen wir uns auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe freuen?
Ich erlaube mir, an dieser Stelle an Gnome zu erinnern, das von einer recht benutzerfreundlichen und gut und sinnvoll konfigurierbaren Arbeitsumgebung (2.x) zu etwas völlig Anderem mutierte (3.x). Eine recht kleine Gruppe von Hauptentwicklern traf damals die wichtigen Entscheidungen. Wünsche breiter Benutzerkreise standen plötzlich nicht mehr so im Vordergrund, vielmehr verließ man sich von nun an auf zweifelhafte Usability-Studien. Kritiker wurden schlichtweg überhört. Ganz am Anfang der Gnome-3-Ära sprach ich mit dem Entwickler Vincent Untz über die Zukunft von Gnome 2 in Form des Ausweichmodus, und er war damals noch felsenfest überzeugt, dass der Ausweichmodus in dieser Form über die gesamte Lebensdauer von Gnome 3 erhalten bleiben würde (wohlgemerkt nicht als der heutige Abklatsch der Gnome-Shell, der ohne hardwarebeschleunigte Grafik nicht zu gebrauchen ist und nur noch ein diffuser Schatten von Gnome 2 ist).
Was hat das aber mit einer entstehenden Übersetzerrichtlinie zu tun? Der revolutionäre Umbruch bei Gnome wurde von kommerziellen Wiederverwertern von Gnome initiiert und durchgezogen. Deshalb kann ich eine solche RedHat-Initiative nur dann unterstützen und mittragen, wenn ausreichendes Mitspracherecht der freien Übersetzer gewährleistet ist. Insbesondere bei der Zusammenstellung eines Standardwörterbuchs will ich mir nicht Begriffe aufs Auge drücken lassen, die vielleicht für den RHEL-Benutzer als geeignet befunden werden, aber dennoch weithin ungebräuchlich sind oder lächerlich wirken. Und um es gleich vorwegzunehmen: Es nützt gar nichts, wenn unter den entscheidungstragenden Fedora- und Gnome-Leuten hauptsächlich Angestellte kommerzieller Reseller sind, wie oben bereits erwähnt.
Wenn die Bedingungen stimmen, könnte ich mir vorstellen, auch das GNU Translation Project mit einzubringen, für das es nur sehr rudimentäre und größtenteils veraltete Regeln gibt. Ich hatte in der dortigen Mailingliste schon angekündigt, ein Übersetzerwiki mit Regelwerk und Wörterbuch aufbauen zu wollen, aber wenn der kommende Style Guide brauchbar ist, könnte man sich das sparen.
Gruß Mario
On 08/13/2014 05:14 AM, Mario Blättermann wrote:
Hallo Hedda,
Am 12.08.2014 02:55, schrieb Hedda Peters:
[...] Wir arbeiten im Übersetzungsteam bei Red Hat gerade an etwas Ähnlichem: ein konsolidierter Style Guide für deutsche Software-, Dokumentations- und Marketingübersetzungen. Dazu wollten wir auch an die Communitys herantreten (hauptsächlich Fedora und Gnome), um deren Input einzuarbeiten, wo es geht. Ich hoffe, dass wir uns auf weite Teile einigen können. Je mehr wir die Übersetzungen vereinheitlichen können, desto besser für die Benutzer.
Das ist auf den ersten Blick eine gute Idee.
Fein.
Aber in welcher Form und auf welchem Level dürfen Communities hier tätig werden? Sind es lediglich Beiträge, die von RedHat entweder wohlwollend eingearbeitet oder eben missbilligend abgelehnt werden, oder dürfen wir uns auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe freuen?
Mario, leider klingt aus deiner E-Mail gleich ein "gegeneinander" heraus. Ich sprach eher von einem "miteinander".
Wir würden gern eine gemeinsame Upstream-Version erarbeiten, von der dann angepasste Downstream-Versionen für Red Hat, Fedora, etc. abgezweigt werden können. Auf diese Weise muss niemand einen Style Guide unterschreiben, der ihm nicht passt. Im Interesse der Benutzer sollten wir natürlich nichtsdestotrotz versuchen, eine möglichst breite gemeinsame Grundlage für die Upstream-Version zu finden.
Insbesondere bei der Zusammenstellung eines Standardwörterbuchs will ich mir nicht Begriffe aufs Auge drücken lassen, die vielleicht für den RHEL-Benutzer als geeignet befunden werden, aber dennoch weithin ungebräuchlich sind oder lächerlich wirken.
Ein Glossar ist ein anderes Thema (und vermutlich ein schwierigeres). Erst einmal ist nur ein Style Guide geplant - also Richtlinien hinsichtlich Grammatik, Stil und dergleichen. Der Großteil wird auf den deutschen Rechtschreib- und Grammatikregeln basieren, die lediglich konkretisiert werden.
Viele Grüße, Hedda
Da hatte ich doch das "Hallo" vergessen - hiermit nachgereicht. :-)
On 08/14/2014 02:53 PM, Hedda Peters wrote:
On 08/13/2014 05:14 AM, Mario Blättermann wrote:
Hallo Hedda,
Am 12.08.2014 02:55, schrieb Hedda Peters:
[...] Wir arbeiten im Übersetzungsteam bei Red Hat gerade an etwas Ähnlichem: ein konsolidierter Style Guide für deutsche Software-, Dokumentations- und Marketingübersetzungen. Dazu wollten wir auch an die Communitys herantreten (hauptsächlich Fedora und Gnome), um deren Input einzuarbeiten, wo es geht. Ich hoffe, dass wir uns auf weite Teile einigen können. Je mehr wir die Übersetzungen vereinheitlichen können, desto besser für die Benutzer.
Das ist auf den ersten Blick eine gute Idee.
Fein.
Aber in welcher Form und auf welchem Level dürfen Communities hier tätig werden? Sind es lediglich Beiträge, die von RedHat entweder wohlwollend eingearbeitet oder eben missbilligend abgelehnt werden, oder dürfen wir uns auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe freuen?
Mario, leider klingt aus deiner E-Mail gleich ein "gegeneinander" heraus. Ich sprach eher von einem "miteinander".
Wir würden gern eine gemeinsame Upstream-Version erarbeiten, von der dann angepasste Downstream-Versionen für Red Hat, Fedora, etc. abgezweigt werden können. Auf diese Weise muss niemand einen Style Guide unterschreiben, der ihm nicht passt. Im Interesse der Benutzer sollten wir natürlich nichtsdestotrotz versuchen, eine möglichst breite gemeinsame Grundlage für die Upstream-Version zu finden.
Insbesondere bei der Zusammenstellung eines Standardwörterbuchs will ich mir nicht Begriffe aufs Auge drücken lassen, die vielleicht für den RHEL-Benutzer als geeignet befunden werden, aber dennoch weithin ungebräuchlich sind oder lächerlich wirken.
Ein Glossar ist ein anderes Thema (und vermutlich ein schwierigeres). Erst einmal ist nur ein Style Guide geplant - also Richtlinien hinsichtlich Grammatik, Stil und dergleichen. Der Großteil wird auf den deutschen Rechtschreib- und Grammatikregeln basieren, die lediglich konkretisiert werden.
Viele Grüße, Hedda -- trans-de mailing list trans-de@lists.fedoraproject.org https://admin.fedoraproject.org/mailman/listinfo/trans-de
Hallo Hedda,
Am 14.08.2014 06:53, schrieb Hedda Peters:
On 08/13/2014 05:14 AM, Mario Blättermann wrote:
Hallo Hedda,
Am 12.08.2014 02:55, schrieb Hedda Peters:
[...] Wir arbeiten im Übersetzungsteam bei Red Hat gerade an etwas Ähnlichem: ein konsolidierter Style Guide für deutsche Software-, Dokumentations- und Marketingübersetzungen. Dazu wollten wir auch an die Communitys herantreten (hauptsächlich Fedora und Gnome), um deren Input einzuarbeiten, wo es geht. Ich hoffe, dass wir uns auf weite Teile einigen können. Je mehr wir die Übersetzungen vereinheitlichen können, desto besser für die Benutzer.
Das ist auf den ersten Blick eine gute Idee.
Fein.
Aber in welcher Form und auf welchem Level dürfen Communities hier tätig werden? Sind es lediglich Beiträge, die von RedHat entweder wohlwollend eingearbeitet oder eben missbilligend abgelehnt werden, oder dürfen wir uns auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe freuen?
Mario, leider klingt aus deiner E-Mail gleich ein "gegeneinander" heraus. Ich sprach eher von einem "miteinander".
Das ist natürlich wünschenswert, und ein Kleinkrieg zwischen freien und kommerziellen Übersetzergruppen ist das Letzte, was ich will. Das Thema reißt bei mir halt nur alte Wunden aus der Zeit der Gnome-Revolution wieder auf... Ich bin etwas vorsichtig geworden.
Wir würden gern eine gemeinsame Upstream-Version erarbeiten, von der dann angepasste Downstream-Versionen für Red Hat, Fedora, etc. abgezweigt werden können. Auf diese Weise muss niemand einen Style Guide unterschreiben, der ihm nicht passt. Im Interesse der Benutzer sollten wir natürlich nichtsdestotrotz versuchen, eine möglichst breite gemeinsame Grundlage für die Upstream-Version zu finden.
Lasst die Downstream-Abzweigungen möglichst außer Acht. Derzeit haben wir schon mindestens drei verschiedene einigermaßen umfassende Richtlinien, die von Gnome, von KDE und von Debian. Es gibt aber kein »Gneutsch«, »KDeutsch« oder »Debianeutsch«, sondern nur Deutsch. Wir sollten versuchen, eine gemeinsame Richtlinie für unsere Sprache zu finden. Projektspezifische Ergänzungen sind in gewissen Grenzen akzeptabel, aber selbst die könnten auch in der übergeordneten Richtlinie ihren Platz finden. Unbedingt vermeiden sollten wir dagegen Passagen, die von einem der beteiligten Projekte völlig verworfen und korrigiert werden, dann beißt sich die Katze in den Schwanz. Dann hatten wir vorher drei Versionen, als Zwischenschicht eine allgemeine Richtlinie, aber am Ende wieder drei verschiedene oder noch mehr. Das wäre alles viel zu kompliziert, am Ziel vorbei und irritierend. Es erinnert mich irgendwie an die Verschachtelung forderungsbesicherter Wertpapiere, die wegen ihrer Undurchsichtigkeit der Finanzaufsicht das Leben schwer machte und letztendlich einer der Auslöser (aber nicht die generelle Ursache) der jüngsten Finanzkrise war. Was wir brauchen, sind transparente, klare, allgemeingültige Regeln.
Insbesondere bei der Zusammenstellung eines Standardwörterbuchs will ich mir nicht Begriffe aufs Auge drücken lassen, die vielleicht für den RHEL-Benutzer als geeignet befunden werden, aber dennoch weithin ungebräuchlich sind oder lächerlich wirken.
Ein Glossar ist ein anderes Thema (und vermutlich ein schwierigeres). Erst einmal ist nur ein Style Guide geplant - also Richtlinien hinsichtlich Grammatik, Stil und dergleichen. Der Großteil wird auf den deutschen Rechtschreib- und Grammatikregeln basieren, die lediglich konkretisiert werden.
Eine gute Basis sind auf jeden Fall die genannten Richtlinien von Gnome/KDE/Debian. Ich bezweifle allerdings, dass da etwas konkretisiert werden muss. Die deutsche Rechtschreibung und Grammatik sind eigentlich konkret genug. Eventuell könnte ich mir eine Sammlung typischer linguistischer Fehler vorstellen (z.B. »to make sense« wird als »Sinn ergeben« übersetzt und nicht »Sinn machen«).
Was auf jeden Fall enthalten sein sollte, sind Regeln für spezielle Zwecke, wie beispielsweise Software für kleinere Kinder, Übersetzungen von Unix-Handbuchseiten, DocBook, Texinfo-Referenzhandbücher, Dokumentationen für Entwickler (in Bezug auf den Status der Englischkenntnisse, den wir bei diesem Publikum voraussetzen). Und denkt bitte daran, auch wenn diverse Sachen nicht Teil des Produktportfolios von RedHat sind, wäre deren Aufnahme in die Richtlinien dennoch wünschenswert.
Auf jeden Fall bin ich heute schon gespannt auf die Veröffentlichung des ersten Entwurfs in ein paar Monaten.
Gruß Mario
trans-de@lists.fedoraproject.org